Interview mit Jens Kuhle (Regionstrainer von Jade-Weser-Hunte)
Du warst beim Turnier zwei Tage anwesend. Wie bewertest du das spielerische Niveau?
Jens Kuhle: Trotz der geringeren Teilnehmerzahl zu den Vorjahren war das Niveau nicht schlecht. Ich schätze es sogar höher ein als letztes Jahr. Das liegt auch daran, dass nur noch die guten bis sehr guten Kinder melden, die wir überwiegend schon in der Region gesichtet haben und daher schon besonders gefördert werden.
Das trifft aber eher auf die Altersklasse U 9 zu und müsste daher die jüngeren Kinder veranlassen, gerade ihre Chancen auf solchen Turnieren wie hier zu suchen, wo sie mindestens drei Spiele garantiert bekommen gegen unterschiedlichste Gegner.
Jens Kuhle: Aber da liegt gerade die Krux. Wir haben ja noch genügend Kinder im Tennistraining der Vereine. Ich kann dir einige Vereine aus unserer Region aufzählen, die zum Teil an die hundert Jugendlichen im Training haben, aber nichts von denen und ihren Eltern einfordern. Auch in Brake und Nordenham ist ein großes Potential vorhanden.
Aber viele Eltern verstecken sich dann immer hinter dem Breitensport-Gedanken. Wie kommt man da weiter?
Jens Kuhle: Breitensport ist ja nichts Verwerfliches. Aber auch der muss so ausgeübt werden, dass Kinder durch das Anfängertraining möglichst zügig genügend technische Fertigkeiten vermittelt bekommen, dass sie in der Lage sind, ihren Sport auch wettkampfmäßig zu betreiben, d.h. um Punkte zu spielen. Kinder wollen sich doch messen und suchen den Wettstreit. Das sieht man doch hier auf dem Turnier auch. Die sind alle mit Feuereifer dabei.
Breitensport heißt doch nicht Sport ohne Wettkampf. Die Vereine leben doch überwiegend vom Wettstreit bei den Punktspielen.
Wird da heute der Verein nicht von vielen mehr als Dienstleister gesehen, vergleichbar mit einem Fitness-Studio?
Jens Kuhle: Dann sind diese Leute bei unserer Sportart falsch angesiedelt, denn zu einem Rückschlagspiel brauche ich immer einen Gegner und beim Doppel noch einen Partner, um diesen Sport auszuüben. Ich sehe doch meine Erfüllung als Trainer auch nicht darin, einem Anfänger im Einzeltraining noch nach zwei Jahren nur die Bälle aus dem Eimer zuzuspielen, so dass der sich an der Grundlinie die Füße vertritt. Ich schöpfe doch meine Motivation auch daraus, dass ein Kind möglichst schnell Wettkampf-Reife erreicht, dass es zumindest in der Lage ist, in einer Mannschaft zu spielen. Das ist dann doch auch im Sinne des Vereins.
Aber das hängt ja dann auch ein wenig vom Talent des Kindes oder Jugendlichen ab?
Jens Kuhle: Das meinte ich ja vorhin mit Einfordern. Wenn ich sehe, dass da ein Kind zügig vorankommt, ist es angebracht auch mal eine zweite oder dritte Trainingseinheit anzubieten, auch in wechselnden Trainingsgruppen. Und man sollte möglichst oft schon Wettkampf-Situationen mit Punkten einstreuen, um die Scham vor dem Verlieren abzubauen. Gerade die geringen Teilnehmerzahlen bei den Mädchen führe ich auch zum Teil darauf zurück, dass für einige eine sportliche Niederlage dramatische Züge annimmt. Kinder müssen an der Basis – und das sind die Vereine – gefördert und gefordert werden.
Dann sind doch solche Turniere gerade richtig, um sich freizuschwimmen?
Jens Kuhle: Je früher, umso besser. Denn je älter die Jugendlichen werden, desto schwerer ist es, sie für einen Wettkampfsport zu gewinnen. Und wenn man dann noch mit mehreren Vereinskameraden (innen) losfährt, ist das alles viel leichter zu Händeln und der Spaßfaktor ist auch noch größer. Wie bei Punktspielen oder gemeinsame Turnier-Camps, die wir im Sommer teilweise veranstalten.
Und dann müssen nur noch die Eltern mitspielen. Wie sieht es mit deren Einstellung und Verhalten aus?
Jens Kuhle: Das weißt du doch besser als ich mit deiner langen Zeit als Jugendwart und Sportwart des TKN. Das Freizeitverhalten hat sich geändert. Beide Elternteile sind heute in der Regel berufstätig, so dass bei einigen Familien das Wochenende nicht mehr für den Sport geopfert wird. Darunter leiden dann auch die sportbegeisterten Kinder, vor allem dann, wenn die Eltern früher selbst keinen Mannschaftssport betrieben haben. Wenn die aber wüssten, was denen an gemeinsamen Spaß und Begeisterung oder Knüpfung von neuen Freundschaften verloren geht, sieht man ja hier beim Kleinfeldturnier des TKN. Es kommen ja demnächst schon die eigenen Kinder der ersten Teilnehmer.
Karl Brandau